Mit Wort und Akkord den Zeitgeist punktgenau getroffen
Liedermacher Henrik Geidt stellte am Samstag im
Saarbrücker Café Jules seine neue CD „Rien ne va plus“ vor. Der
ausgebildete Konzertsänger reimte und staunte dabei musikalisch gekonnt
über die Ungereimtheiten des Lebens.
(Veröffentlicht am 31.03.2014)
Geheimtipp der Szene
Der Alltagsphilosoph weiß um die eigenen Fettnäpfchen, wohl aber auch um die, in die jedermann mal stapft. Der Geheimtipp der deutschen Liedermacherszene nimmt die historischen Fehltritte Barbarossas', Kolumbus' und Napoleons in Schutz – „Besserwisser“, so der Name des Stücks, sind schließlich vor allem erst hinterher immer schlauer. Der ausgebildete Konzertsänger reimt und staunt über die Ungereimtheiten des Lebens, am besten auszumachen beim Titelstück: „Damit es nicht sofort auffällt, wird es als relevant dargestellt.“ „Rien ne va plus“ behandelt die Finanzkrise und die Menschen, die sie hervorriefen. Henrik Geidt trifft Töne und Zeitgeist punktgenau, findet feine Akkorde zu treffend gewählten Worten. Die werden nicht hinausposaunt, sondern in sprachliche Raffinesse gehüllt. „Statt einer Waffe wähle ich die Stichnadel“, singt er. Die Stimme sonor und mit viel Wärme, das Klavierspiel fein harmonisiert und bes(ch)wingt arrangiert, lässt er in der Wohnzimmeratmosphäre des Cafés auch persönlich tief blicken, „Kinderzeit“ ist eine Ode an die selbige, „Eine, die mich mag“ die Liebesbekundung an die Tochter.
Zwischen Jazz und Pop
Musikalisch zwischen Liebes-Schlager („Süße Liebe“), Bar-Jazz zum Thema Gesprächsetikette („Darüber spricht man lieber nicht“) und süßem Pop (die romantisch getragene Liebesballade „Salz“) sozialisiert, lässt man sich von Henrik Geidt gern den Spiegel vorhalten. Er hat es zwar nicht mit Namen, wohl aber mit denen, die sie tragen.